von ausbeutern und arschkriechern und wie wir ihnen entkommen

Unsere Schullaufbahn neigt sich dem Ende zu. Einerseits löst diese Tatsache freiheitliche Hochgefühle aus. Andererseits macht sich bei dem Gedanken, aus dieser schützenden Institution namens „Schule“ regelrecht ausgestoßen zu werden, auch Angst und Panik breit. Denn nun werden wir auf den Markt geschmissen und sollen etwas daraus machen. Wir haben ja schließlich Abitur, da dürfte das ja nicht so schwer sein...

Es wurde schon viel geredet wer denn jetzt was nach dem Abi macht. Die ernüchternde Antwort darauf ist leider, dass es die allermeisten noch nicht wissen.
„Irgendwas mit Medien vielleicht?“ ,„Eigentlich würde ich ja gern Kunst studieren, aber...“ , „Wenn ich nicht so einen Durchschnitts-schnitt hätte, würde ich Medizin studieren...“ „Erstmal ein FSJ um mich neu zu orientieren...“
Und wenn man dann endlich weiß, was man zunächst machen will, wird es erst richtig schwierig.

Es reichen oft die erzielten Noten nicht aus, um sich für einen Studiengang erfolgreich zu bewerben und auch die Studiengebühren sind eine Hürde, die sich denjenigen in den Weg stellt, die nicht in wohlhabende Familien geboren wurden. Selbst für das FSJ, welches eigentlich eine gute Sache ist, gibt es zu wenige Stellen für zu viele Interessenten.

Man schreibt unzählige Bewerbungen, füllt Immatrikulationsanträge aus, arbeitet Mappen aus und schließlich kommt dann doch der Brief: „Es tut uns Leid, Ihnen mitteilen zu müssen...“

Wahrscheinlich sind deshalb viele schon frustriert und enttäuscht, bevor der letzte Tag in der Schule überhaupt beendet ist.

Man beginnt sich zu fragen, was man denn jetzt überhaupt davon hat, von diesem „ABI“...

Als wir in der 4. Klasse auserwählt wurden, aufs Gymnasium zu gehen, hat man uns erzählt, Abitur haben sei der Schlüssel für alles heutzutage. Auch im Laufe der Schuljahre hat man uns weiter eingeredet, dass wir es einmal weit bringen würden, wenn wir uns nur anstrengen.

Heute aber zweifelt sicherlich die Mehrheit von uns Abiturienten an diesen Versprechungen.


Jetzt, nach dem Abi werden sich viele nun erstmal einen Job suchen müssen, wenn sie das noch nicht getan haben. Schließlich muss das Studium oder wasauchimmer ja irgendwie finanziert werden, wenn man nicht gerade einen Geldscheißer hat. Nur ist die Jobsuche das nächste Problem. Keiner will Personal einstellen und selbst wenn, dann für einen mickrigen Lohn. Aus eigener Erfahrung weiß ich leider, dass viele Betriebe mit Vorliebe SchülerInnen einstellen, denn die haben ja noch keine Ahnung vom Arbeitsleben und sind so leichter auszubeuten. Für 5€/Std. muss man sich da oft schon so einiges gefallen lassen.

Muss man das?

Nun, wir brauchen das Geld.

Brauchen wir es? Wofür brauchen wir es denn?

Für neue Klamotten, schicke Schuhe, den Frisörbesuch, Zigaretten, für Partys, die immer häufiger nicht nur am Wochenende stattfinden, fürs eigene Auto, für den Sommerurlaub, für Handygebühren, allerlei Kosmetika, CDs oder Kinobesuche, oder um auf einen neuen Laptop zu sparen...

Das Leben ist teuer. Die Frage ist nur, ob wir das wirklich alles brauchen. Oder ob uns nur die Medien, das gute alte Fernsehen, das unüberschaubare Internet oder Hochglanzzeitschriften, sagen, dass wir genau DAS brauchen und DAS, und natürlich auch DAS und DAS, damit unser Leben erfüllter und besser wird als bisher?

Leider liegt es wohl in der Natur des Menschen, dass dieser immer nach mehr strebt.

Aber dieses „Mehr“ ist nicht unendlich, denn in einer kapitalistischen Gesellschaft, hat nur dann einer mehr, wenn der andere weniger hat. Die große Frage ist, wie lange eine Gesellschaft ein solches Wertgefüge erträgt und wann es zur Katastrophe kommt.

Ich finde wir sollten dieses Band, welches noch zusammenhält, nicht zu weit dehnen, sondern uns ab und zu die Zeit nehmen und darüber nachdenken, was wirklich wichtig ist. Wie jetzt, in der Zeit nach dem Abi, einer Zeit in der sicher jeder die eine oder andere Enttäuschung erlebt hat oder noch erleben wird.

Wir sollten uns fragen: „Was willst du wirklich?“

Wenn du aus vollem Herzen Künstler/Musiker/Schauspieler/Journalist werden willst, dann werde es, und hör auf darüber nachzudenken, ob du damit Geld verdienen kannst!

Wenn du deinem ausbeuterischen Chef mal richtig die Meinung sagen willst, dann sag es verdammt, und denke nicht darüber nach ob er dir dann kündigt, denn du bist mehr wert als das Geld, welches du dafür bekommst um dir alles gefallen zu lassen und dein Maul zu halten.

Wenn du keinen Bock hast, Jura zu studieren, nur weil deine Alten das wollen, dann sag ihnen was du wirklich willst, wenn sie dich lieben, dann verstehen sie das schon.

Ja, WIR haben ABI! Wir haben eventuell die Chance etwas zu verändern, denn wir haben doch so manche gute Lehrer gehabt, die uns oftmals sehr viel mehr mit auf unseren Weg gegeben, als im Lehrplan steht.

Abitur zu haben, heißt, seinen Verstand benutzen zu können. Und das sollten wir auch nutzen.

Sonst werden es unsere Kinder vermutlich noch schwerer haben als wir. (Und jetzt sagt nicht, „das werden sie sowieso“) Wenn wir damit aufhören allen in den Arsch zu kriechen, um das zu bekommen was wir wollen, wenn wir anfangen zu sagen, was uns nicht passt, dann können wir die Ausbeuter irgendwann ausrotten. Denn sie werden so lange alles mit uns machen können, solange wir mitmachen. Wenn wir aber diesen Zuständen entkommen, dann wird vielleicht irgendwann jeder das arbeiten können, was er gerne tut, und zwar mit seinem ganzen Herzen.


In diesem Sinne, verliert nicht den Mut ihr Schulabgänger. Wir sitzen alle im selben Boot ;-)

1 Kommentar:

lea hat gesagt…

herrlich!